Christa Wolf // in der Reihe Capriccioso und im Rahmen der Themenwoche "Grenzen"

18.05.2017

Stell dir vor, es ist Sozialismus,
und keiner geht weg.“
(Christa Wolf)

Diese Vision formulierte Christa Wolf (1929-2011) am 4.11.1989 auf dem Ostberliner Alexanderplatz vor 500.000 Menschen, die für einen Sozialismus stritten, der diesen Namen auch verdiente. Die durch zwei Diktaturen geprägte Christa Wolf war in der DDR eine moralische Instanz. Ihr Wort, egal ob öffentlich oder literarisch ausgesprochen, hatte Gewicht. Trotz großer Selbstzweifel entzog sie sich dieser Verantwortung als Mensch und Künstlerin nie. Auch am 4.11. sprach sie aus, was viele Demonstranten erhofften.

Nach Öffnung der innerdeutschen Grenze und mit Untergang der DDR landete auch diese Utopie auf dem Müll deutscher Geschichte. Vorher jenseits der selbst gewählten Grenze hofiert und gelesen, wurde im „vereinten“ Deutschland der Versuch unternommen, Christa Wolf, deren Stasi-Akte von 1962-1980 bereits 42 Bände umfasste, als „Staatsdienerin“ anzuklagen und ihre literarische Lebensleistung zu demontieren, woran sie fast zerbrach.

Die Erzählung „Was bleibt“ schrieb Christa Wolf 1979 für die Schublade, veröffentlicht wurde sie erst 1989. Was bleibt von einer Künstlerin, deren Leben und Werk durch viele Grenzverletzungen bestimmt war und die sich wie viele andere ihrer Zunft die Stirn an (deutsch)deutschen Verhältnissen wund rieb? Der Versuch einer Annäherung, mit Wehmut, aber ohne Nostalgie.

Es lesen Claudia Rouvel, Rudolf Wenzel und Stylianos Eleftherakis,
Karl-Josef Konermann sorgt als DJ für die musikalische Begleitung

Eintritt: 10,- € / ermäßigt 7,- €