Marieluise Fleißer // in der Reihe capriccioso
„Aus Ingolstadt schrieb man mir sogar, dass man mich totschlagen würde.“ Totgeschlagen hat man Marieluise Fleißer nicht, aber nach dem Theaterskandal zu „Pioniere in Ingolstadt“ (UA 1929) als Nestbeschmutzerin gebrandmarkt. Dabei erzählt das Stück nur die Wahrheit darüber, wie es so ist, mit den Mädchen und den Männern, vor allem wenn letztere Soldaten sind. Fleißer wird mit dem frühen Brecht, aber vor allem mit Ödön von Horváth verglichen. Aber sie hat ihre eigene Sprache. Stilsicher entlarvt die hochtalentierte Schriftstellerin in Dramen und Erzählungen Doppelmoral, Bigotterie und sexuelle Abhängigkeit. Sie spricht fast immer von sich, aber gleichzeitig von der ganzen Menschheit. Ingolstadt ist nur der Schauplatz. Literarisch und persönlich entkam sie der Stadt nie….
Heute wird die umkämpfte, missbrauchte, lange vergessene, schließlich berühmte Schriftstellerin von „ihrer“ Stadt ausgiebig gefeiert. Ein Literaturpreis ist nach ihr benannt. Franz Xaver Kroetz, Martin Sperr und Rainer Werner Fassbinder (Fleißers „liebste Söhne“) wurden von ihren Texten nachhaltig beeinflusst. Aber der Weg zum Erfolg war kein gerader, sondern einer mit Hindernissen, Umwegen und Unterbrechungen… Es gibt Grund, neugierig zu sein.
Es lesen Claudia Rouvel, Rudolf Wenzel und Stylianos Eleftherakis, musikalische Begleitung: Claudia Giese (Querflöte) & Thomas Krizsan (Akkordeon)
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: 10,- € / erm. 7,- €
Foto: Marieluise Fleißer