Tucholsky // in der Reihe: Capriccioso

15.05.2014

Und tatsächlich hat er es versucht, der „kleine dicke Berliner“, der großartige, mutige Mann mit der Schreibmaschine. „Tucho“ zaubert noch heute jedem auch politisch denkenden Literaturfreund ein Lächeln ins Gesicht. So stellen wir uns einen linken Schriftsteller immer noch gern vor: als hintergründigen Satiriker, mit feiner Selbstironie, zutiefst menschlichem Humor, einer einfachen, aber keineswegs schlichten Sprache und alles andere als öde-ideologisch vernagelt. Jeder, der ihn kennt, liebt Kurt Tucholsky.

 
Das war nicht immer so. An Tucholsky schieden sich die Geister: Den Parteitreuen war er zu individualistisch, den Bohemiens zu politisch, den sensiblen Künstlern zu agitatorisch, den Rechten ein Bundesgenosse der Kommunisten, den Kommunisten bloß ein entlaufener Bürger, den Asketen zu hedonistisch – man könnte die Aufzählung solcher Gegensatzpaare noch lange fortsetzen. In jedem Falle war er aber einer, an dem man nicht so
leicht vorbei kam. Zwischen den Stühlen, da wo man sich durchwursteln könnte, da saß er und rieb Salz in die Wunden der Zeit. Und sagte: „Nein!“

Heute Abend wollen wir ihm die Reverenz erweisen „Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören“, hat er mal gesagt. Entweder wir beweisen ihm das Gegenteil oder es könnte ein turbulenter Abend werden…….