Kunstort Theke - Künstlerische Praxis in der Eckkneipe
Das Projekt verlegt den Ort künstlerischer Produktion vom Atelier an die Theke. Verschiedene Künstler arbeiten an verschiedenen Abenden in jeweils einer Getränkegastronomie des Bremer Westens. Sie setzen hier zunächst einfach ihren normalen Arbeitsprozess mit den ihnen eigenen künstlerischen Ausdrucksmedien, Themen und Materialien fort. Über dieses Arbeiten an einem anderen Ort bzw. den daraus resultierenden Gesprächen werden in einem zweiten Schritt die Gäste vor Ort über eine künstlerische Übung/Aufgabe zum mitmachen animiert. In einem weiteren Schritt soll es dann zu festen Verabredungen zum Zeichnen, malen, modellieren ... kommen. Es gibt pro Kneipe und Künstler je zehn Termine / 2,5h. Sowohl zufällig anwesende Thekengäste als auch, in der zweiten Phase, bewußte Besucher sollen in einen künstlerischen Schaffensprozess verwickelt werden. Bei diesem soll es jeweils individuell möglich sein, sich intensiv auseinanderzusetzen oder aber nur einige flüchtige Erfahrungen zu machen. Das Projekt versucht, seine TeilnehmerInnen dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden, nämlich an der Theke, und ihnen behutsam eine Fülle neuer kultureller Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen.
Ziele des Projekts sind:
- Menschen, die normalerweise nicht mit künstlerisch / kulturellen Prozessen in Berührung kommen, anzusprechen und diese in solche Prozesse zu verwickeln, ihnen eine kulturelle Teilhabe in diesem Bereich zu ermöglichen. - durch künstlerische Präsenz an öffentlichen oder halböffentlichen Orten den Stadtteil zu beleben und gemeinsame kulturelle und kommunikative Prozesse unter seinen Bewohnern anzustossen.
-durch seinen innovativen Ansatz interessante künstlerische Arbeiten und letztlich außergewöhnliche künstlerische Ergebnisse in der Abschluss-Ausstellung präsentieren zu können.
-durch die Zusammenarbeit vorher Fremder den Zusammenhalt zu stärken und Vereinsamungstendenzen entgegenzuwirken. Durch positive kreative Erlebnisse den Einzelnen bzw. die Einzelinitiative als Kernelement von gesellschaftlicher Veränderung zu stärken. -neue, innovative, an veränderte, stark individualisierte Arbeits- und Freizeitbedingungen angepasste Formen der künstlerischen Betätigung für Laien zu finden.
Ein Grund für die Projektidee war die Beobachtung, dass die Kneipen des Stadtteils an vielen Abenden recht voll sind, viele Menschen an den Theken allerdings einen eher gelangweilten Eindruck machen. Dies kulturell zu nutzen erscheint mir eine spannende Idee. Als weiterer Anstoß für die Projektidee nahm ich die Tatsache, dass die Beteiligung an klassischen Kursangeboten in unserem Kulturzentrum seit Jahren nachlässt, was zum großen Teil an den veränderten Arbeits- und Freizeitbedingungen der potentiellen Teilnehmer liegt.
Die Besonderheiten des Projektes sind zum einen, dass es an seine Teilnehmer an einem unerwarteten Ort herantritt und diese dann versucht, für das Projekt zu interessieren. Dies tut es aufgrund der hohen Präsenzzeiten der Künstler vor Ort sehr behutsam und mit dem notwendigen Respekt, niemand wird genötigt, alles ist freiwillig.
Es wird versucht, die TeilnehmerInnen in einer für verschiedene Themen und Gebiete offenen Situation zu erreichen. Der Künstler sitzt an der Theke, nicht am Einzeltisch. Die Thekensituation ist grundsätzlich eher für Ansprache offen, in Abgrenzung zum Einzeltisch. Das Sitzen an der Theke ist oft von Gesprächs- und Themenfindung geprägt. Diese beiden Besonderheiten möchte das Projekt für sich nutzbar machen.
In der ersten Projektphase werden die einzelnen Künstler jeweils an einem Abend in der Woche an der Theke der ihnen zugeordneten Kneipe ihre künstlerische Arbeit tun. Ihre Materialien und Werkzeuge bringen sie mit. Damit verlegen ihre künstlerische Arbeit aus dem Atelier in den halböffentlichen Raum. Dies wird durch seinen ungewohnten Kontext für einen lebhaften Diskurs sorgen. Diese Kommunikation soll genutzt werden, um weiteres Interesse zu wecken, die folgenden Termine anzukündigen und spontane Kooperation mit einzelnen Teilnehmern zu verabreden. Für diese Phase werden ca. 3 der 10 zur Verfügung stehenden Termine genutzt.
Ablauf:
In der zweiten Phase wird es konkret darum gehen, mit den an der Theke befindlichen Personen zu arbeiten. Dies kann durch Kooperationen mit Einzelnen, spielerische Übungen/Aufgaben oder die Ausgabe von Materialien angeregt werden. Auch ein Modell könnte hier Anlass zum Mitzeichnen sein. Die einzelnen Künstler werden über diese Mittel versuchen, mit den Thekenbesuchern gemeinsam in einem künstlerischen Produktionsprozess zu kommen. Als zusätzliche Motivation kann auch die Abschlussausstellung hier bereits angekündigt werden. Die dritte Phase des Projekts wird in Form einer Ausstellung in der kultur.werkstatt.westend stattfinden. Es werden hierbei sowohl die künstlerischen Produkte als auch die Projektdokumentation präsentiert. Hierzu werden alle Beteiligten mit persönlichen Einladungskarten eingeladen. Ziel ist es, Schwellenängste abzubauen, eine Ausstellung zu besuchen und die Projektergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Kooperationspartner sind der BBK Bremen, das Atelier Haus am Neustadtsgüterbahnhof und verschiedene Getränkegastronomien im Bremer Westen.
Dokumentation:
Zum Abschluß findet eine Präsentation der künstlerischen und der dokumentarischen Ergebnisse statt. Die Projektdokumentation wird in Form einer Broschüre (Auflage 500) veröffentlicht.